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Was hält Berlin-Mitte trotz all seinen Kontrasten zusammen? Mit dieser Frage im Gepäck bin ich losgezogen auf meine Sommertour durch die verschiedenen Stadtteile. Wir alle sind uns einig, dass Mitte ein toller, lebenswerter und vielseitiger Bezirk ist und wir gerade deswegen dafür sorgen müssen, dass Mitte auch ein solcher Ort für Alle bleibt. Die fünf verschiedenen Schwerpunkttage meiner Sommertour boten die ideale Möglichkeit, um möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einzuholen: 

🧒 Kinder & Jugendliche brauchen öffentliche Räume in der Stadt und ausreichend politische Vertretung, das ist bei jedem meiner Besuche am ersten Tag meiner Sommertour deutlich geworden. Gerade wenn Kinder und Jugendliche Platz für Austausch und Kreativität haben, entstehen Verbindungen, trotz Differenzen oder auch zunehmenden Veränderungen im Kiez. Im Guten beim gemeinsamen Hütten Bauen wie im Telux oder Gärtnern wie im Schul-Umwelt-Zentrum – aber leider verbindet viele Kinder und Jugendliche auch die Sorge über Schulnoten. Alle Einrichtungen, die ich an diesem Tag besucht habe, schaffen genau solche Räume. Auch die politische Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen im Bezirk wurde gelobt, was mich natürlich besonders gefreut hat. Gleichzeitig wurde immer wieder betont: Die frei zugänglichen Spiel- und Aufenthaltsflächen reichen nicht aus. Hier muss sich also dringend etwas ändern. 

💼 Ausbildung in Berlin-Mitte – geht das eigentlich gut? Stimmen die Bedingungen? Welche Rolle spielt die Wohnungssuche? Antworten auf diese Frage wollte ich am zweiten Tag meiner Sommertour im Austausch mit Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben bekommen. Mit RAA Berlin habe ich zunächst über ihre Arbeit zu rassismuskritischen Partizipationsprojekten in Institutionen, z.B. in Schulen oder im Jobcenter gesprochen. Bei Bayer in der Müllerstraße – einer der wichtigsten Forschungs- & Produktionsstandorte des Unternehmens – konnte ich mich mit einigen Auszubildenden und dualen Studierenden des Konzerns austauschen. Ein Thema das alle gleichermaßen intensiv beschäftigte ist die schwierige Wohnungssuche und die hohen Mietpreise in der Stadt. Studentisches und bezahlbares Wohnen war auch ein zentrales Thema bei meinem Besuch der Berliner Hochschule für Technik im Wedding. Präsident Prof. Dr.-Ing. Werner Ullmann und Vizepräsident Prof. Dr.-Ing Wolfgang Kesseler haben den dringenden Bedarf für ihre rund 12.000 Studierenden ebenfalls betont. 

🏡 Um die unterschiedlichen Bedarfe beim Thema Wohnen ging es vor allem am dritten Tag meiner Sommertour. Klar ist: Jeder Mensch braucht eine Wohnung – und trotzdem gibt es gleichzeitig ganz unterschiedliche Bedarfe. Um Personen, die suchterkrankt sind und deswegen eine besonders schwierige Situation haben, eine Wohnung zu finden kümmert sich zum Beispiel das betreute Wohnprojekt von vista, die ich an diesem Tag besuchen konnte. Auch um die Situation von Menschen, die auf der Straße leben ging es an diesem Tag: Sowohl bei Housing First Berlin, als auch in der Notübernachtung Marie der Koepjohann’schen Stiftung. Dort konnte ich mich vor Ort mit wohnungslosen Frauen über ihre Sorgen und Wünsche austauschen. Auch ältere Menschen haben andere Wohnbedarfe – sei es altersgerechtes und barrierefreies Wohnen oder das Leben in einem Seniorenheim. Mit den Bewohner*innen der Alloheim Seniorenresidenz Schwyzer Straße habe ich beim gemeinsamen Kaffeeklatsch über den Alltag in der Einrichtung gesprochen. Trotz der erwähnten unterschiedlichen Bedarfe hatten die Gespräche eins gemeinsam: Die derzeitige Situation auf dem Wohnungsmarkt, die steigenden Mietpreise sowie einhergehende Verdrängungstendenzen oder Platzmangel bei sozialen Trägern beschäftigen alle enorm. Gerade wenn wir über gesellschaftlichen Zusammenhang sprechen, brauchen wir Kieze und Nachbarschaften, in denen unterschiedliche Menschen leben und sich begegnen können. Noch zeichnet sich Berlin-Mitte durch genau diese gute soziale Mischung aus. Um sie zu Erhalten, braucht es verschiedene Instrumente: Ein besseres Gewerbemietrecht, um soziale Träger vor Verdrängung zu schützen, die Wiedereinführung des kommunalen Vorkaufsrechts und natürlich die Einführung der Neuen Wohngemeinnützigkeit, für die ich nach der Sommerpause weiter im Bundestag kämpfen werde!  

🎶 Musik verbindet! Deswegen war für mich klar, dass meine Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt im Bezirk nicht ohne die Beschäftigung mit dem breiten musikalischen Spektrum in Mitte auskommt. „Gemeinsam Musizieren“ lautet zum Beispiel das Motto von Mittes staatlicher Musikschule Fanny Hensel, die ich an dem Tag besuchen konnte. 5700 Schüler*innen werden hier in den verschiedensten Instrumenten – sogar Saz kann man lernen – unterrichtet. Ziel ist es dabei die gesamte Bevölkerung mitzunehmen und abzudecken. Die Verbindung durch Musik wird hier also ganz selbstverständlich und täglich gelebt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Konzerthaus Berlin mit einer Vielzahl von niedrigschwelligen Angeboten im Konzerthaus selber, in den Kiezen und Schulen und sogar im Digitalen. Die Hochkultur Klassische Musik, die auf viele oftmals auch einschüchternd und unzugänglich erscheint, wird so zugänglich gemacht. Auch Clubs sind unerlässliche Kulturstätten – gerade in Berlin – die Menschen verbinden. Deswegen endete mein vierter Tag der Sommertour mit einem Austausch zu der Zukunft von Clubs in Mitte und Nutzungskonflikten im Stadtraum mit den Betreibern des Humboldthain Clubs.  

✊ Am fünften Tag meiner Sommertour ging es nochmal schwerpunktmäßig um Projekte, die Menschen stärken, die es besonders schwer haben, weil sie von Rassismus oder von sexistischer, queerfeindlicher oder auch ableistischer Diskriminierung betroffen sind. Das afghanische Beratungs- und Bildungszentrum von YAAR e.V. ist genau so ein Projekt, das in Mitte Unterstützungsstrukturen für die afghanische Community mit den Schwerpunkten Beratung, Bildung, Empowerment auf- und ausbaut. Einen wichtigen geschützten Raum bietet auch der Frauenladen von FrauSuchtZukunft direkt am Leopoldplatz der sich mit seiner Drogen- und Suchtberatung explizit an Frauen, trans, inter & nicht-binäre Personen richtet. Das Tageszentrum m32 des KBS e.V. hilft Menschen mit einer psychischen Erkrankungen bei einer sinnvollen Tagesstrukturierung und gibt Beschäftigungsmöglichkeiten. Alle drei Projekte, die ich an dem Tag besucht habe, sind eng in Kiez und Nachbarschaft vernetzt und haben die Wichtigkeit von einer am Gemeinwesen orientierter Arbeit betont. Viele Menschen in Berlin-Mitte übernehmen Verantwortung für unser Gemeinwesen und stärken so unser Zusammenleben im Kiez.  

Und was bringt so eine Sommertour am Ende? Vor allem die Möglichkeit über den Tellerrand hinauszuschauen, Berlin-Mitte mit all seinen Facetten zu erleben und zu erfahren, was den Bezirk derzeit besonders bewegt. Ich kann Verbindungen zwischen Menschen, Projekten und der Politik schaffen, über Probleme – wie zum Beispiel die Situation am Leopoldplatz mit verschiedenen Menschen, die die Lage vor Ort gut kennen – und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Natürlich kann ich nicht jedes Problem, das auf so einer Sommertour an mich herangetragen wird, politisch auf Bundeseben lösen, aber ich kann vermitteln zwischen verschiedenen Interessen, Initiativen oder auch Ebenen, damit unser Zusammenleben in Berlin-Mitte weiterhin gut für Alle funktioniert und jeder seinen Platz in diesem Bezirk findet. Die Woche hat mir nämlich wieder einmal gezeigt, dass es trotz so vieler unterschiedlicher Bedarfe, immer auch viele Gemeinsamkeiten gibt: Den Wunsch nach öffentlichen Räumen, die Lust machen zu verweilen oder zu spielen. Den Wunsch nach bezahlbaren Wohnungen. Den Wunsch nach guten Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten und Löhnen von denen man gut leben kann. Aber auch den Wunsch nach kulturellen Angeboten und Freiräumen für jeden Geschmack. 

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